Match Point - wie Woody Allen Scarlett und mich verkuppelte

Irgendwann wollte es der Zufall, dass ich in der Bibliothek mit einer DVD in der Hand stand. Es war mein erster Woody Allen. Der Abend auf der Couch wurde damit also gesichert.
In meiner nun jungfräulichen Laune wusste ich so gar nicht was auf mich zukommt. Ich erwartete daher irgendwie nichts und das war weder positiv noch negativ behaftet. 
Vielmehr befand ich mich in einem neutralem Gedankenzustand, der es mir ermöglichte den Film ohne jegliche Erwartungen oder Vorahnungen einfach auf mich zukommen lassen zu können. 



Die Eröffnungsszene versetzte mich bereits in eine Art Rauschzustand. 
Eine großartige Szene,verstärkt mit einer Zeitlupeneinstellung und unterlegt mit einem wunderschönen Zitat. Der "kultivierte Cineast" in mir verspürte das erste Bauchkribbeln.

Wie ein leichtes Gewässer fließt der Film nun so vor sich hin. Ruhige Einführung und Entwicklung der Charaktere, sowie ein besinnliches Tempo der Story, ließen mich fast in einen Zustand der absoluten Entspannung rutschen.
Aber dann funkte es! 
Der erste Auftritt von Scarlett Johansson und ich war mehr als angetan von ihr. Ich konnte es mir nur zu gut vorstellen, wie sie als Nola die gesamte Kinoleinwand mit ihrer Ausstrahlung und Leidenschaft füllte. Das Prickeln in dieser Szene, zwischen ihr und Chris Wilton, ist fast schon greifbar vom ersten Moment an.



Leider stehen die Nebencharaktere mit ihrer dezenten Belanglosigkeit, ein wenig im Schatten. Sie wirkten auf mich, als ob sie krampfhaft bei der Entwicklung der Story ihren Beitrag leisten müssten. 
So vollbringen Emily Mortimer und Matthew Goode wahrlich keine Meisterleistungen der Schauspielkunst, worüber ich noch hinweg sehen könnte. Schlimmer ist vielmehr, dass sie den Fluß der Story ein wenig ins stocken bringen.
Das leichte Gewässer fängt damit an über Stock und Stein zu plätschern. Etwas zäh zieht sich die Geschichte nun hin und ich wartete sehnsüchtig auf die "Explosion". 
An diesem Punkt sollte man unbedingt geduldig sein, denn das warten wird sich auszahlen.
Für seine Geduld wird der Zuschauer, mit unglaublich leidenschaftlichen Szenen gespickt mit der Brisanz des Verbotenen, belohnt. 
Das seichte plätschernde Gewässer, welches gefühlt fast zum Stillstand kam, fließt nun wieder in einem angenehmen Tempo. 
Aber damit nicht genug. 
Als sich die Story dem Ende zuneigt wird man von dem, mittlerweile reißenden, Fluss erfasst und kann nicht mehr davon loslassen. 
Zunächst war ich ein wenig verwirrt und dachte daran, dass sowohl Story als auch der Charakter des Chris Wilton, entweder eine sehr seltsame oder völlig charakterfremde Entwicklung durchmachen.
Jedoch fügt sich am Ende alles zusammen was irgendwie zusammen gehört und der Sinn sollte zumindest ein wenig mehr verdeutlicht werden. 

Allen stellt zum Abschluss einen wunderschönen Bezug zwischen der Schlüsselszene und der Eröffnungsszene her, womit sich der Kreis schließt und der Fluss zum Stillstand kommen kann.

Da saß ich nun mit etlichen wirren Gedanken allein auf dem Sofa und grübelte über die Story, die Charaktere, die Intention... und und und. Auch wenn ich zunächst nicht so recht wusste was ich von diesem Film halten soll, so hat er es aber geschafft dass ich mich in Scarlett verliebt habe und noch stundenlang etliche Gedanken an seine Story verliere.

Dieser Film ist keine seichte Unterhaltung für zwischendurch. Er ist aber auch keine so schwere Kost, die man nur einmal in seinem Leben ertragen möchte.
Für mich ist dieser Film eine dramatische, wie auch eine unglaublich leidenschaftliche, Unterhaltungskunst, die definitiv sehenswert ist.
Mein erster Allen, er hat mich beeindruckt und verzaubert und es sollten noch weitere folgen.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Filmen von Woody Allen gesammelt? Habt ihr vielleicht sogar schon Favoriten? Oder seid ihr so absolut gar kein Allen Fan?


"I will return"
Dincs



PS: Hier gibt es genauere Infos zur Story: http://www.filmstarts.de/kritiken/38181-Match-Point.html

1 Kommentar:

  1. Um ehrlich zu sein, ist mir Woody Allen relativ egal. Er macht sicherlich interessante Filme. Aber weder kann er mit einem Tarantino oder einem Hitchcock mithalten. Zu "normal" sind seine Filme. Hitch ist spannender Quentin cooler und wenns abgedreht sein soll, schaue ich lieber was von Wes Anderson.
    Allerdings spreche ich Allen seine Qualitäten sicher nicht ab. Er hat eine Handschrift, man erkennt seine Filme irgendwie wieder. Wobei Match Point ein wenig aus dem Rahmen fällt.
    Und die Scarlett gefiel mir in Lost in Translation besser. ;)

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